Bhagavad Gita: Bhagavad-Gita: Weder die Lebenden noch die Toten betrauern
Der erleuchtete Mensch betrauert weder die Lebenden noch die Toten.
Bhagavad Gita
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Quelle: Bhagavadgita: Übersetzung von Sri Aurobindo, Herder, Freiburg im Breisgau, 2. Auflage 1998, S, 52. 2.11, ISBN: 3451041065
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Was bedeutet Trauer? Was bedeutet es für den trauernden Menschen jemanden oder sich selbst zu betrauern? – Ist Trauer nicht ein Ausdruck von Leid? Jemandem ist ein Leid zugestoßen, ein lieber Mensch ist gestorben, und der andere trauert, er leidet, weil er den Verstorbenen vielleicht vermisst. Jemand ist verletzt worden von einem anderen, psychisch zutiefst verletzt worden, dieser Jemand hat also intensiven seelischen Schmerz erlebt, der noch nachwirkt, vielleicht ist er in Depression gehüllt, er trauert um sich selbst, er leidet. Trauern und betrauern ist also ein Ausdruck von Leiden.
Leidet aber der „erleuchtete Mensch“? Vom Erleuchteten, von (einem) Buddha, wurde und wird die Befreiung vom Leiden verkündet, in der buddhistischen Tradition, der achtfache Pfad zu Befreiung aus dem Rad der Wiedergeburt und damit des immer wiederkehrenden Leidens im Leben der Menschen. Man nimmt an, dass ein Buddha nicht mehr psychisch-seelisch leidet, wenn er seine Befreiung erlangt. Kann es dies geben? Entspricht dies den Tatsachen? Gibt es ein Leben ohne Trauer und Leid?
Der Erleuchtete trauert nicht um die Lebenden und nicht um die Toten, denn er leidet nicht. Der Erleuchtete empfindet Freude und Glück, wieso sollte er da trauern und leiden? Und mehr noch, der Erleuchtete lebt in der tiefen Gewahrung der Ursachen für das Leiden, daher kann er frei davon sein und, wie Buddha, den leidenden Lebenden vielleicht einen „Weg“ zur Überwindung des Leidens schenken. Doch der Erleuchtete, ein Buddha, besitzt nicht die Garantie, dass er nicht eines Tages leiden muss, vielleicht durch körperliche Krankheit. Jesus musste leiden, er konnte es nicht von sich abwenden, er hatte keine Garantie, dass durch Gottes Gegenwart in seinem erleuchteten Herzen und Geist, Leid von ihm abgewendet würde. Er betrauerte nicht die Lebenden, sondern verkündete seine frohe Botschaft, er betrauerte nicht die Toten, sondern fand sie im Himmelreich.