Kurzbiografie Michael Richter
* 11.12.1952 in Ost-Berlin
Der Aphoristiker und Zeithistoriker Michael Richter studierte Geschichte, Politikwissenschaften und evangelische Theologie. Wegen politischer Probleme mit dem DDR-Regime siedelte er 1981 in den Westen über. Seit 1994 arbeitet Richter als Historiker am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der Universität Dresden.
Neben zahlreichen Beiträgen über die Geschichte der DDR veröffentlichte Michael Richter auch drei Aphorismenbände: „Wortbruch“ (1993), „Widersprüche“ (2006) und „Wortschatz“ (2007).
Richter versteht es wie kaum ein anderer zeitgenössischer Aphoristiker mit der Sprache zu spielen, ohne dass die Ernsthaftigkeit und Tiefe seiner Aussagen dadurch verloren ginge. Wie einst der berühmte Diogenes von Sinope – Diogenes in der Tonne – verfügt er über einen politisch-psychologischen Spürsinn für Unstimmigkeiten in persönlichen und gesellschaftlichen Herrschaftssystemen.
Der Satz „Aphorismen sind keine Argumente, eher Gegenargumente“ ist programmatisch für Richters Aphorismen. Dem Autor gelingt es auf subtile Weise, Aussagen mit riesigen, fiktiven Ausrufezeichen durch kleine Fragezeichen so ins Wanken zu bringen, dass sie schließlich vom Sockel fallen und eine Leere hinterlassen, in der der Leser seine eigenen Gedanken sich entwickeln lassen kann.
Die Mittel, die Richter dazu einsetzt, sind minimalistisch und gerade deshalb so außerordentlich kraftvoll wie etwa in „Der Mensch ist das Mittelmaß aller Dinge.“
Richter benötigt nur wenige Worte, um seine Gedankenpfeile ins Schwarze zu lenken. „Der Aphorismus fiel am Ende etwas ab.“ Eine solche Kritik braucht wohl kaum ein Aphoristiker weniger zu fürchten als Michael Richter.