Antoine de Saint-Exupéry – Kurze Biografie
* 29.6.1900 in Lyon – † 31.7.1944 als Kriegspilot bei einem Flugzeugabsturz über dem Meer vor Marseille
Saint-Exupéry war Pilot und Schriftsteller. Obwohl er das Schreiben nur als eine Nebentätigkeit im Verhältnis zu seinem Hauptberuf als Pilot ansah, ist er der meistgelesene französische Autor des 20. Jahrhunderts.
In seinen Werken setzt er sich kritisch mit dem Werteverfall in den modernen Konsumgesellschaften auseinander und zeichnet in einer klaren, einfachen und zeitlos schönen Sprache das Bild einer Welt, in der Menschen mit dem Herzen sehen und handeln.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Dieses wohl berühmteste Zitat aus „Der Kleine Prinz“ ist nicht nur programmatisch für Saint-Exupérys Werk, sondern war es auch für sein Leben, wenn man den Aussagen vieler seiner Freunde und Fliegerkollegen Glauben schenken darf. Schreiben und Fliegen waren für den Autor gleichermaßen Ausdruck des Kampfes gegen eine chronische Erkältung des Herzens, die im Nationalsozialismus zu einem Herzstillstand geführt hatte, dem Millionen von Menschen zum Opfer fielen. Diese größte menschliche Katastrophe aller Zeiten bewegte Saint-Exupéry im Jahr 1940, während eines Aufenthalts in New York, einen Bericht über einen seiner Aufklärungsflüge zu verfassen, um die Amerikaner von der Notwendigkeit eines Kriegseintritts zu überzeugen.
Der Autor hat in seinem Leben wiederholt dem Tod ins Auge geschaut. So ist es nicht verwunderlich, dass „Der Kleine Prinz“ seine Entstehung einer Grenzerfahrung verdankt, die möglicherweise eine Nahtoderfahrung war. Saint-Exupéry musste 1935 in der Wüste Sahara notlanden. In den fünf Tagen, die bis zu seiner Rettung vergingen, schwebte er nach eigenen Angaben zwischen Leben und Tod und fühlte sich „verlassener als ein Schiffbrüchiger auf einem Floß mitten im Ozean“. Ganz allein und den Tod vor Augen hört er plötzlich eine kleine Stimme, die zu ihm spricht: „Bitte … zeichne mir ein Schaf!“ So beginnt eine der herzergreifendsten Erzählungen, die je geschrieben wurde und deren Autor und Held über den Tod hinaus etwas verbindet: Ihre körperlichen Hüllen wurden nie gefunden.
Im Nachwort des Übersetzers von „Die Stadt in der Wüste“ (Citadelle) schreibt Oswalt von Nostitz:
„Überhaupt ist es das große Anliegen Saint-Exupérys, die Rechte des Schöpferischen zu wahren. Er weiß, daß jede echte Schöpfung der Langsamkeit und der Stille, dieser «allzu vergessenen Götter» bedarf, vergißt aber auch nicht, daß sie nur in ständigem Kampf mit der erbarmungslosen Realität gedeiht, daß man daher der Zukunft allein dadurch dienen kann, wenn man die Gegenwart baut, und daß man nicht über den Mist die Nase rümpfen darf, wenn man die Frucht begehrt. Eben dieser Wirklichkeitssinn, der immer wieder in den Bildern, Gleichnissen und Reflexionen der «Citadelle» zum Durchbruch kommt, unterscheidet ihn vom utopischen Träumer. Das gleiche Bedürfnis nach Lebensnähe läßt ihn vom «Winde der Worte» sprechen, der nur selten ein Samenkorn mit sich führe, und die Grenzen der Sprache hervorheben, da ja die Sprache die Dinge zwar bezeichnen, aber nicht erfassen und in ihrer ganzen Dichte übermitteln könne, und da sie die Gegensätze verschärfe, ja sie hervorrufe, statt sie auf höherer Ebene zu überwinden.“
Es ist diese seltene Verbindung von Wirklichkeitssinn und spiritueller Verankerung, von Immanenz und Transzendenz, die Saint-Exupéry auszeichnet. In zahllosen sprachlichen Variationen betont er immer wieder, dass wir nicht von den Dingen, sondern vom Sinn der Dinge leben, aber auch, dass sich dieser Sinn nur in den Widerständen offenbart, zu deren Überwindung uns die Gegebenheiten des Lebens herausfordern.
Die Erde schenkt uns mehr Selbsterkenntnis als alle Bücher, weil sie uns Widerstand bietet. Und nur im Kampf findet der Mensch zu sich selbst.
Antoine de Saint-Exupéry
Quelle: Wind, Sand und Sterne, 3. Aufl. Düsseldorf: Karl Rauch, 2002, S. 9
Zu drei Zitaten von Saint-Exupéry liegen auf dieser Website Interpretationen vor.