La Rochefoucauld – Kurze Biografie
* 15.9.1613 in Paris – † 17.3.1680 in Paris
La Rochefoucauld war ein Vertreter der sogenannten Französischen Moralisten.
Dem adligen Schriftsteller lag vor allem daran, den Motiven des menschlichen Handelns auf den Grund zu gehen, wobei er sich mehr für die Laster als für die Tugenden interessierte.
In der bissigen Art, wie er die menschlichen Schwächen aufs Korn nimmt, weisen seine Aphorismen eine gewisse Ähnlichkeit mit denen Nietzsches auf. Der deutsche Philosoph bezeichnete den Autor als einen «scharf zielenden Schützen, welcher immer ins Schwarze trifft – ins Schwarze der menschlichen Natur».
Wie Nietzsche wird auch La Rochefoucauld als Wegbereiter der modernen Psychologie betrachtet. Dies wird damit begründet, dass der Schriftsteller zu den ersten Autoren zählte, die die Bedeutung des Unbewussten erkannten und die die Leidenschaften im Verhältnis zum Willen als die stärkere Kraft einschätzten. Auch an dem ersten psychologischen Roman der europäischen Geschichte soll La Rochefoucauld mitgewirkt haben. Er trägt den Titel „Die Prinzessin von Cleve„ und wurde von einer seiner besten Freundinnen verfasst, der Gräfin de La Fayette.
Ein bedeutender Unterschied zu Nietzsche besteht darin, dass der Autor – als Gegenentwurf zum von falschem Stolz und egozentrischer Eigenliebe infizierten Adel – nicht etwa einen Idealtypus des aufstrebenden Bürgertums zeichnete oder ein erst noch zu erschaffendes Ideal wie Nietzsches Übermensch postulierte, sondern den wohl eher aus adligen Vorzügen destillierten „honnêtte homme“ propagierte, den ehrenhaften Mann, der aus einer Position der Stärke heraus auf Lüge und Heuchelei wie auch auf Betrug und Selbstbetrug verzichten könne.