Dostojewski

Zitate von Dostojewski (33)

Fjodor M. Dostojewski

Fjodor M. Dostojewski – Kurze Biografie

* 11.11.1821 in Moskau – † 2.9.1881 in St. Petersburg

Dostojewskis Romane vermitteln nicht nur profunde Einblicke in die gesellschaftliche Situation Russlands um die Mitte des 19. Jahrhunderts, sondern reißen den Leser auch unwiderstehlich mit in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele.

In seinem Meisterwerk Schuld und Sühne zum Beispiel, das auch unter den Titeln Verbrechen und Strafe sowie Raskolnikow erschien, ist es dem Leser weder möglich, sich mit dem Helden, der seine Pfandleiherin ermordete,  zu identifizieren, noch sich von ihm zu distanzieren, da sein Verbrechen als eine psychologisch unausweichliche Konsequenz der Begleitumstände geschildert wird.

Dostojewskis Romane verdanken ihre Tiefe und Detailgenauigkeit nicht zuletzt der Tatsache, dass der Autor aus einem reichen Schatz unmittelbarer Erfahrungen schöpfen konnte. Selbst leidenschaftlicher Spieler, fiel es ihm leicht, den Figuren in seinem Roman Der Spieler Leben einzuhauchen. In seinen Roman Aufzeichnungen aus einem Totenhaus flossen eigene Erfahrungen ein, die er während seines Aufenthalts in einem sibirischen Straflager gesammelt hatte.

Während in den frühen Schriften des Autors sozialreformerische Tendenzen dominieren, sind seine letzten Werke mehr von einem an der Bergpredigt orientierten Weltbild geprägt.

Mit seinen Romanen beeinflusste Dostojewski zahlreiche Schriftsteller und Philosophen, darunter Friedrich Nietzsche, Thomas Mann, Hermann Hesse, Ernest Hemingway und Albert Camus.

«Es ist über Dostojewski nichts Neues zu sagen.» Mit diesen Worten beginnt Hermann Hesses Porträt des großen russischen Schriftstellers, – und doch erfahren wir wohl nirgends so viel Neues und Tiefgründiges über das Werk Dostojewskis wie in Hesses Rezensionen:

«Wir müssen Dostojewski lesen, wenn wir elend sind, wenn wir bis zur Grenze unserer Leidensfähigkeit gelitten haben und das ganze Leben als eine einzige brennende, glühende Wunde empfinden, wenn wir Verzweiflung atmen und Tode der Hoffnungslosigkeit gestorben sind. Dann, wenn wir aus dem Elend vereinsamt und gelähmt ins Leben hinüberstarren und es in seiner wilden, schönen Grausamkeit nicht mehr begreifen und nichts mehr von ihm haben wollen, dann sind wir offen für die Musik dieses schrecklichen und herrlichen Dichters. Dann sind wir nicht mehr Zuschauer, dann sind wir nicht mehr Genießer und Beurteiler, dann sind wir arme Brüder unter all den armen Teufeln seiner Dichtungen, dann leiden wir ihre Leiden, starren mit ihnen gebannt und atemlos in den Strudel des Lebens, in die ewig mahlende Mühle des Todes. Und dann auch erhorchen wir Dostojewskis Musik, seinen Trost, seine Liebe, dann erst erleben wir den wunderbaren Sinn seiner erschreckenden und oft so höllischen Welt.»

Hermann Hesse, Gesammelte Werke Band 12, Eine Literaturgeschichte in Rezensionen und Aufsätzen, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1987, S. 305

Über Dostojewskis Roman Der Idiot mit dem Helden Myschkin schreibt Hermann Hesse:

«Höchste Wirklichkeit im Sinne menschlicher Kultur ist dies Eingeteiltsein der Welt in Hell und Finster, Gut und Böse, Erlaubt und Verboten. Höchste Wirklichkeit für Myschkin aber ist das magische Erlebnis von der Umkehrbarkeit aller Satzungen, vom gleichberechtigten Vorhandensein der Gegenpole. Der „Idiot“, zu Ende gedacht, führt das Mutterrecht des Unbewußten ein, hebt die Kultur auf. Er zerbricht die Gesetzestafeln nicht, er dreht sie nur um und zeigt, daß auf der Rückseite das Gegenteil geschrieben steht.»

Hermann Hesse, Gesammelte Werke Band 12, Eine Literaturgeschichte in Rezensionen und Aufsätzen, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1987, S. 313

M. Jatman stellt auf seiner Dostojewski-Website eine große Bandbreite gut recherchierter Informationen von und über Dostojewski zur Verfügung.