Blaise Pascal

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Blaise Pascal

Blaise Pascal – Kurze Biografie

*19.6.1623 in Clermont, Frankreich – †19.8.1662 in Paris

Blaise Pascal galt bereits in seiner Kindheit als mathematisches und physikalisches Genie. Zu den bleibenden Pionierleistungen auf diesen Gebieten zählen die Wahrscheinlichkeitsrechnung, das Pascalsche Dreieck und die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen Ortshöhe und Luftdruck, der noch heute in Hektopascal gemessen wird.

Seinen Weltruhm verdankt Pascal jedoch nicht den naturwissenschaftlichen Arbeiten, sondern seinen philosophischen Abhandlungen, die erst in den letzten Jahren seines Lebens entstanden. Hier zeigt sich eine Parallele zu dem schwedischen Naturwissenschaftler und Mystiker Emanuel Swedenborg. Beide hatten den größten Teil ihres Lebens als Wissenschaftler gearbeitet, ehe sie durch ein sogenanntes Bekehrungserlebnis auf existenzielle Grundfragen des Lebens stießen.

Bei Pascal vollzog sich die Wende zur Philosophie im Jahre 1654. Wie Swedenborg setzte er sich kritisch mit dem Christentum auseinander und entwickelte ein Modell des persönlichen Glaubens, das fest auf den Prinzipien der christlichen Lehre basierte. Dabei ging es ihm vor allem darum, das menschliche Bedürfnis nach Sinn zu befriedigen, wozu seiner Ansicht nach weder die Wissenschaft noch die Theologie mit ihren theoretischen Gottesbeweisen in der Lage waren.

Wie die Anhänger des Jansenismus ging Blaise Pascal davon aus, dass es unmöglich sei, sich die Liebe Gottes durch gute Taten zu verdienen – wovon die Jesuiten ausgingen -, sondern dass Gott die Menschen durch einen Akt der Gnade auserwähle. Deshalb sei eine Verbindung mit Gott nur durch liebende Hingabe und durch eine persönliche Frömmigkeit möglich, jenseits aller institutionalisierten Rituale. Diese Haltung entspricht in etwa dem Bhakti im hinduistischen Yoga.

Während der Zeitgeist des 17. Jahrhunderts durch eine strikte Trennung von Glauben und Wissen geprägt war, sah Pascal in deren Einheit den Schlüssel zu einem gleichermaßen immanenten wie transzendenten Weltverständnis. Zwar meinte er «Es ist das Herz, das Gott fühlt, und nicht der Verstand», jedoch biete sich der Glaube an Gott auch aus Vernunftgründen an, wie die sogenannte Pascalsche Wette postuliert, die sinngemäß bedeutet: Gibt es keinen Gott, dann ist es gleichgültig, ob man an ihn glaubt oder nicht. Wenn es aber einen Gott gibt, wird derjenige belohnt, der an ihn glaubt und bestraft, wer seine Existenz ignoriert oder leugnet.

Die Forschung ist sich darin einig, dass es in Pascals Leben kaum Momente gegeben hat, in denen er nicht unter starken körperlichen Schmerzen litt. Diese Tatsache hat zweifellos Einfluss auf seine Gedanken gehabt, was nicht nur für sein gleichnamiges Hauptwerk Pensées, deutsch: Gedanken gilt. Der Mensch denkt, was er fühlt und fühlt, was er denkt. So ist es nicht verwunderlich, dass das menschliche Leiden sich wie ein roter Faden durch Pascals Werk zieht.

Kritiker, wie zum Beispiel Aldous Huxley, haben daraus den Vorwurf abgeleitet, Pascal habe mit seinen Gedanken aus der Not eine Tugend machen wollen, das heißt aus seinem persönlichen Leiden eine allgemein verbindliche Theorie. Dieser Vorwurf geht meines Erachtens deshalb ins Leere, weil jeder Gedanke untrennbar verbunden ist mit dem körperlichen, geistigen und seelischen Zustand desjenigen, der ihn wahrnimmt und formuliert. Insofern ist jeder Gedanke zunächst subjektiv und gewinnt eine gewisse Objektivität erst dadurch, dass andere Subjekte ihren eigenen Zustand darin widergespiegelt finden.

Zu diesen Subjekten zählt Friedrich Nietzsche, für den Blaise Pascal «der bewundernswürdigste Logiker des Christentums» war. Dies ist insofern verwunderlich, als Nietzsche ein erbitterter Kritiker des Leidens war, besonders in der den Menschen erniedrigenden und schwächenden Funktion, die das Leiden seiner Überzeugung nach im Christentum einnahm. Ein Grund für die Bewunderung Nietzsches könnte darin liegen, dass Pascals Gedanken frei sind von jeder Wehleidigkeit, und seine Philosophie des Herzens frei ist von Resignation – wie eine leuchtende Flamme, die auch die tiefste Dunkelheit in Licht verwandelt.

Neben Nietzsche – der wie er selber von Montaigne inspiriert war – hat Pascal vor allem Kierkegaard und Heidegger beeinflusst.